Pressemitteilung (DAAD)
DAAD-Präsidentin gratuliert Swetlana Alexijewitsch
Bonn, 9.10.2015. Der diesjährige Literaturnobelpreis geht an die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch, die bis Januar 2012 auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms (BKP) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin lebte und dort ihr jüngstes Buch „Second-Hand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“ vollendete.
Nach Mario Vargas Llosa (2009), Imre Kertész (2002) und Gao Xingjian (2000) ist die Schriftstellerin damit die vierte Literaturnobelpreisträgerin unter den früheren Gästen des Berliner Künstlerprogramms.
„Wir freuen uns sehr, dass der Literaturnobelpreis in diesem Jahr wieder an einen Gast des DAAD-Künstlerprogramms geht. Ich gratuliere Swetlana Alexijewitsch ganz herzlich“, sagt DAAD-Präsidentin Prof. Margret Wintermantel. Die schwedische Akademie zeichnet die weißrussische Schriftstellerin „für ihr vielstämmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, aus. Fast ihr gesamtes Werk, in dem sie die Lebenswelt der Menschen in Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet, stützt sich auf Gespräche mit Zeugen. Auf diese Weise vertieft sie mittels einer „Collage von menschlichen Stimmen unsere Kenntnis einer historischen Epoche“, so die Akademie. Im Jahr 2013 erhielt die Schriftstellerin bereits den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Im Mai 2015 war Swetlana Alexijewitsch erneut auf Einladung des BKP in Berlin, um an einem gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ausgerichteten Podiumsgespräch mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der Trägerin des Deutschen Buchpreises Ursula Krechel und dem israelischen Videokünstler Dani Gal im Maxim-Gorki-Theater im Rahmen von „50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland – Israel“ teilzunehmen.
Im Zuge dieses Besuchs schrieb sie über ihre Zeit beim Berliner Künstlerprogramm: „Berlin ist eine Stadt, die das gesamte tragische 20. Jahrhundert durchlebt hat und von ihm gezeichnet ist. Ich würde Berlin als Hauptstadt eines Geistes bezeichnen, der allen offensteht. Dank des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und den Begegnungen mit seinen Gastkünstlern aus aller Welt habe ich die ganze Zeit über gespürt, wie sich mein Blick weitet und mein Herz öffnet. Und dies hat mir bei der Arbeit an meinem Roman, den ich dort fertiggestellt habe, geholfen: „Secondhand-Zeit“ über den Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums und die Wandlungen so wunderbaren wie fürchterlichen „roten“ Menschen, der Opfer und Henker in einer Person gewesen ist. Berlin hat es mir ermöglicht, alles aus der Distanz zu betrachten, von einer friedlichen Warte aus. Von den Barrikaden hinabzusteigen auf die sündige Erde. Ich verließ mein Schneckenhaus, und die Welt wurde für mich weiter als die gewohnten Unterscheidungen in ‚Unsrige und Fremde‘, ‚Weiße und Rote‘. Nun kann ich sagen: Ich bin kein Mensch, der dem östlichen Europa angehört – ich bin Europäerin.“
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